Was sollen Niederländer*innen über ihre Geschichte wissen? Diese Frage beantwortete 2006 eine eigens hierfür eingerichtete Kommission mit einer Liste von exakt 50 Themen. Sie beginnt in der Steinzeit (Hünengräber) und endet mit dem Euro. Dabei ist ein deutlicher Schwerpunkt auf die neuere und neueste Geschichte festzustellen, allein 17 der Themen sind im 20. bzw. 21. Jahrhundert angesiedelt.

Eine weitere Empfehlung der Kommission war, den so definierten Kanon bereits an der Grundschule zu lehren, weil nur dort alle Schüler*innen noch zusammen unterrichtet werden. Zwar besuchen Niederländer*innen die Grundschule bis zum 12. Lebensjahr, trotzdem scheint mir der Kanon im Blick auf die Zielgruppe doch etwas sehr schlicht geraten – und wahrscheinlich gibt es eine ganze Reihe Themen, die die Kinder trotzdem noch überfordern.

 

Wie dem auch sei: Das Buch zum Kanon ist nicht für die Grundschule geschrieben, sondern richtet sich an Erwachsene. Je Thema wurde ein*e einschlägige*r Expert*in verpflichtet, die Artikel sind durchweg gut lesbar und machen einen fundierten Eindruck, sind allerdings sehr kurz geraten. Das ganze Buch umfasst gerade einmal 200 Seiten, die zudem fluffig layoutet und üppig illustriert sind.

Wenn am Ende trotzdem das Gefühl zurückbleibt, einen nur sehr oberflächlichen Einblick gewonnen zu haben, liegt es eindeutig an der Begrenztheit des Kanons und die Kürze der Beiträge. Das Buch ist daher auch eher ein erster Überblick. Die gigantische Zeitspanne, die hier behandelt wird, führt dazu, dass viele Themen nur so kurz angerissen werden, dass das vorhandene Allgemeinwissen schon tiefer geht. Anderes interessiert tatsächlich, aber auch hier gibt es leider nicht viel zu erfahren. Sicher klüger wäre es, ein gutes Buch zu genau der Zeit, die interessiert, zu lesen. Immerhin lassen sich solche Bücher im guten Literaturverzeichnis des canon leicht finden.