Dieses Buch ist ein echtes Ärgernis. Maximilian Probst plädiert für mehr Verbindlichkeit, aus der, so seine Hoffnung, ein mehr an echter Freiheit für die oder den Einzelne*n erwachsen soll.

Vielleicht bin ich ja nicht genügend vorgebildet, um Probsts wilden Ritt durch die Philopsophie- und Literaturgeschichte zu verstehen, aber: Mir ist nicht ganz klar, was er im Einzelnen will, wie er das alles begründet und wie überhaupt alles mit allem anderen zusammenhängen soll. Als Zeit-Autor ist Probst sicher nicht prädestiniert für kurze. knappe Texte, die ohne Umschweif zur Sache kommen, und in der Tat: sein Text ist zwar kurz und knapp, aber es will einfach nicht zur Sache kommen. Oder: Es will zu so vielen verschiedenen Sachen kommen, dass Überblick und etwaige Zusammenhänge rasch verloren gehen. Probst möchte mehr Verbindlichkeit, daher der Titel. Aber im privaten darf es vielleicht auch etwas freier zugehen. Der Sozialstaat soll gerettet werden, das ist löblich. Und die ständige Erreichbarkeit der Smartphone-Ära missfällt ihm. Außerdem gibt es noch das eine oder andere Anekdötchen aus seiner Ehe nachzulesen. Das könnte allerdings auch ausgedacht sein, wie der Autor klarstellt.

Tja, wo ist der rote Faden? Und wer interessiert sich für ausgedachte Episoden aus Probsts Eheleben?

Schon die Form des Textes ist nicht gerade geeignet, das Thema Verbindlichkeit anzugehen: Probst schreibt eine Art Tagebuch, in der die Einträge chronologisch geordnet sind, und mal hier-, mal dorthin mäandern, verbunden durch ein großes, gedachtes »Übrigens«.. Verbindlichkeit in der Litaratur würde meines Erachtens eine deutlich stringentere Gliederung und Zielsetzung voraussetzen.

Naja. Vielleicht ist das alles tatsächlich zu hoch für mich – anderer Leute Texte als schlecht zu kritisieren ist immer riskant, wenn man selber es sicher nicht besser machen könnte. Immerhin kann ich zur Verfasstheit des modernen Menschen bessere Texte empfehlen. Z.B. von Herrn Anders, dessen Texte älter, gleichwohl moderner und vor allem verständlicher sind.