was ich ja nicht so mag, sind fluffig hingerotzte Ratgeberbücher zum richtigen oder gelingenden Leben mit dem Tiefgang einer mückendurchseuchten Waldpfütze. Gerne philosophische Bücher, gerne auch die Bibel oder Bücher über die Bibel - aber bitte nicht den ganzen Ratgeberkrimskrams, dessen Halbwertszeit vermutlich noch unter der Lebensdauer der armseligen Waldpfützenmücken liegt.

Karsten Dusse schreibt dankenswerterweise keinen Ratgeber. Als erklärter Freund der Lehre von der Achtsamkeit schreibt er einen Roman, der die Regeln dieser Lebenseinstellung auf die Spitze treibt. Als gelernter Rechtsanwalt schreibt er natürlich keinen Liebesroman, sondern einen Krimi. Ein Anwalt (da weiß der Autor sicher einiges zu berichten) ist die ständigen Scherereien mit seinem gänzlich unachtsamen Mandanten leid, wendet die Regeln der Achtsamkeit konsequent auf sein eigenes berufliches und privates Leben an, und findet sich so ganz natürlich in der Rolle eines multiplen, aber stets achtsamen Mörders wieder, der zwar viele Menschen ihr Leben gekostet, aber immerhin sein eigenes Leben nicht nur gerettet, sondern in glückliche und erfüllende Bahnen geleitet hat.

 

Zuallererst muss man dem Autor überaus hoch anrechnen, dass er den Kern seiner Botschaft, die Achtsamkeit gehörig auf die Schippe nimmt. Selbstironie ist ein nicht zu unterschätzender Wert an sich, außerdem bietet die ironische Übertreibung von besser-Leben-Regeln viele lustige Momente. Auch der Plot des Buches ist zwar nicht gerade realistisch, aber doch immerhin stimmig und in sich geschlossen, da gibt es keine großen Ärgernisse. Es gibt auch reichlich Action und der Autor schreibt routiniert.

Leider schreibt er allerdings etwas zu routiniert − es wirkt alles ein wenig glatt und ohne eine spezifische eigene Note des Autors. Die Action ist auch leider ein bisschen zu viel des Guten, das ganze Buch ist eine einzige atemlose Aufregung, obwohl ja gerade das nicht besonder achtsam wäre. Und dann wären da noch die recht ärgerlichen Klischees allenthalben und die etwas zu bemühte und mit der Gießkanne verteilten Pointen.

Klischees, flache Charaktere, ironische Überspitzung ...das Buch ist eine Parodie oder eine Satire. Und da hat das Buch einiges zu bieten, mit über 400 Seiten vor allem erheblich mehr Lesestoff als in dieser Textgattung üblich.

In diesem Rahmen ist das Buch gelungen: Es ist eine gut lesbare und überaus detailliert ausgearbeitete Satire. Als Roman ist das Ergebnis aber doch ein bisschen durchwachsen.