Mit dieser Denkschrift widmet sich die EKD erstmals gezielt dem Umgang mit Konfessionslosen, d.h.: Sie verlässt die Komfortzone des kirchlichen und kirchennahen Bereichs.

Am Anfang der Schrift steht eine Bestandsaufnahme - und der Befund, dass in Deutschland in der Tat die Gruppe der Konfessionslosen immer größer wird. Allgemein bekannt ist, dass das Phänomen der Kirchenflucht nicht nur in Deutschland, sondern in fast allen westeuropäischen Ländern virulent ist. Schon weniger bekannt ist, dass der Trend weltweit gesehen genau anders ist, christliche Kirche insgesamt sind wie auch der Islam auf einem deutlichen Wachstumskurs. Allerdings handelt es sich hierbei i.d.R. nicht um stark institutionalisierte Kirchen oder Glaubensgemeinschaften wie der EKD, sondern typischerweise eher um freie Kirchen, häufig auch Pfingstkirchen.

Eine für mich tatsächlich neue Überlegung ist, dass die Situation in Deutschland recht speziell ist, weil hier eine sehr spezifische Verschränkung von Staat und Volkskirche - unabhängig, aber eingebunden - auf einen starken Rückgang der Kirchenmitgliedschaft trifft. Die zwei großen christlichen Kirchen, eingeschränkt auch Islam und Judentum, genießen in Deutschland Privilegien, die sich nicht aus einem etwaigen Staatskirchentum ergeben, sondern schlicht aus der bisherigen Größe und damit aus der gesellschaftlichen Relevanz der Glaubensgemeinschaften. Hier ist z.B. an den schulischen Religionsunterricht in kirchlicher Mitverantwortung, an den kirchlichen Einfluss auf den Rundfunk und auch an den privilegierten Zugang der Kirchen zur Politik zu denken. Diese Privilegien sind zwar teilweise in Gesetzen oder gar im Grundgesetz festgeschrieben, aber mit dem Ende der Volkskirchen lassen sie sich nicht länger ohne weiteres rechtfertigen.

Es stellt sich also grundsätzlich die Frage, nach Aufgaben und Zielen der Kirchen, im Speziellen aber auch nach Inhalten und Ausgestaltung kirchlicher Bildungsangebote. Denn auch wenn rein innerkirchliche Angebote wie z.B. der Konfirmationsunterricht im Grunde unverändert, nur eben im kleineren Maßstab fortgeführt werden könnten, müssten sie doch auch der Tatsache Rechnung tragen, dass sie nicht mehr in die gleiche Umwelt hineinwirken, wie dies noch vor 20, 30 Jahren der Fall war.

Die Denkschrift plädiert für eine weitgehende Öffnung der kirchlichen Bildungsangebote mit de mZiel, gegenseitiges Verständnis, wohl aber auch neue Mitglieder zu generieren. Ob das realistisch ist? Warten wirs ab!